EIN ANGRIFF AUF UNS ALLE!

Ein Bericht aus der Ausgabe 32 November 2024

Wie das VW-Management mit unserer Zukunft spielt

Am 2. September gab es der VW-Vorstand bekannt, am 4. September wurde er von der Belegschaft auf der Betriebsversammlung ausgebuht und kurz darauf, am 10. September, wurde es Realität: Volkswagen kündigt den Zukunftstarifvertrag zum Jahresende auf und somit auch die seit 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung. Ebenfalls ist die Zahl der Standorte dem Vorstand ein Dorn im Auge, denn Volkswagen ist nun auf Sparkurs. Die Rendite ist dem Unternehmen zu gering. Nachdem 4,5 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet wurden, heißt es nun, dass dem Unternehmen 5 Milliarden Euro fehlen. Es muss Geld her und deswegen soll der „Gürtel nun enger geschnallt werden“. Mit möglichen betriebsbedingten Entlassungen, der Androhung von Standortschließungen und der Kündigung von Tarifverträgen sollen nun die Beschäftigten den Preis dafür zahlen.

VON ARBEITSPLATZSICHERHEIT IN DIE PERSPEKTIVLOSIGKEIT?
Um den Ernst der Lage aufzuzeigen, ist es wichtig, die Umstände genau zu kennen. Der Volkswagenvorstand kündigte zum Jahresende folgende Verträge auf: den Tarifvertrag zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungssicherung (Zukunftstarifvertrag), den Rahmentarifvertrag für Beschäftigte mit Spezialisten- oder Führungsfunktion (TarifPlus), §6 und §18 des Ausbildungstarifvertrags (Übernahme der Auszubildenden), sowie den Tarifvertrag über die Vergütung und Einsatzbedingungen von Zeitarbeitnehmern.

Mit dem Aufkündigen des Zukunftstarifvertrages wurde auch die Beschäftigungssicherung gekündigt. Diese wirkt jedoch erstmal nach, was bedeutet, dass betriebsbedingte Kündigungen erst Mitte 2025 möglich sind. Die Beschäftigungssicherung galt seit 1994 und stellte sicher, dass die Beschäftigten nicht betriebsbedingt gekündigt werden konnten. Dafür verzichteten sie damals auf Zulagen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld und nahmen im Rahmen von Arbeitszeitverkürzung sogar Lohnkürzungen hin. Sollten bis Mitte 2025 keine neuen Regelungen ausgehandelt werden, so kehrt man zu den Bedingungen vor 1994 zurück und das wird teuer für VW.

Dass der Vorstand die Kündigung der Beschäftigungssicherung als Maßnahme einsetzt, ist ein Tabubruch und ein direkter Angriff auf die Beschäftigten! Um diese unsichere und angespannte Situation mit den Worten von Thorsten Gröger, dem Verhandlungsführer der IG Metall zu unterstreichen:
„Es braucht eine Jobgarantie nicht nur bei Schönwetterzeiten, sondern gerade in der aktuellen Herausforderung sollte diese ein Airbag für die Kolleginnen und Kollegen sein. Jetzt, wo die Fahrbahn rutschig wird und die Hindernisse auf der Straße zunehmen, baut VW diesen Airbag aus. Das werden wir nicht stillschweigend und tatenlos hinnehmen!“

Zusätzlich zu den gekündigten Verträgen wird, als weitere Maßnahme zur Kosteneinsparung, mit der Schließung von zwei VW-Standorten gedroht. Diese Drohung hätte fatale Folgen, denn Standortschließungen und Massenentlassungen zerstören Existenzen und die Zukunft vieler Familien. Zudem ist diese Drohung ein Mittel zur Spaltung der Belegschaft, denn wer will schon in dem Werk arbeiten, welches abgestoßen wird? Die Angriffe des Vorstandes treffen auch die Jugend besonders hart und werden paradoxerweise mit dem Wort „Zukunftssicherung“ verklärt. Die Kündigung der Übernahmegarantie schafft für hunderte Auszubildende und dual Studierende eine unsichere Zukunft.

WIR KÄMPFEN WEITER!
Gerade jetzt in Zeiten der Krise ist es wichtig, dass wir als Beschäftigte zusammenhalten, uns gemeinsam organisieren für den Tarifkampf bei VW und in der gesamten Metall- und Elektroindustrie und gemeinsam auf die Straßen gehen. Als Studierende und Schülerinnen werden wir unsere Kolleginnen in den Kämpfen unterstützen und uns an Streiks beteiligen – denn heute sind es die Arbeitsplätze bei VW und morgen die in einem anderen Konzern, wenn wir uns nicht gegen diese Angriffe wehren!
Das Management und der Vorstand sprechen verlogen von einer VW-Familie, wollen aber ihre „Familienmitglieder“ vor die Tür setzen. Was die wahre VW-Familie in dieser Zeit ausmacht, ist Solidarität und Zusammenhalt gegen den Vorstand und seine Pläne! Denn er will die Belegschaft für seinen Kurs der Profitmaximierung zahlen lassen. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz, gegen Lohnverzicht und gegen Tarifflucht! Kein Sparkurs auf unserem Rücken! Keine Kompromisse!

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